Eines der gängisten Vorurteile über Südafrika ist die hohe Kriminalität. In der Tat weisen die Statistiken überdurchschnittlich viele Morde und Raubüberfälle auf, so dass man den Eindruck gewinnen könnte, Südafrika wäre für Touristen und Einheimische ein gefährliches Pflaster. Nach meinen Eindrücken muss dies aber relativiert werden und man kann sich d
urchaus noch auf die Straße trauen. Ursache der Gewalt sind sicherlich die noch immer gravierenden sozialen Unterschiede. In den Townships liegt die Arbeitslosenquote im Schnitt bei über 20 %. Viele Menschen aus dem ganzen Land und aus viel ärmeren Nachbarstaaten wie Simbabwe kommen nach Kapstadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben und einen Job, oft zum Unwillen der bereits hier lebenden unteren Bevölkerungsschichten. Als Folge brachen Anfang des Jahres in Johannesburg Unruhen aus, die sich gegen die Neuankömmlinge als Konkurrenten richteten und es in die Medien in Deutschland schafften. Ohne Arbeit und soziale Absicherungen bleibt das Bestehlen eines Touristen für Manchen die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Der Großteil der Straftaten wird aber in den Townships begangen, die von Gangs beherrscht werden und wo die Polizei sich längst nicht mehr hineintraut. Im Gegensatz dazu werden interessanterweise in Deutschland wesentlich mehr Einbrüche verzeichnet als in
Südafrika. Allerdings sind hier die Häuser in den wohlhabenden Gegenden nicht nur mit Alarmanlagen, sondern auch zum Teil mit Stacheldraht oder elektrisch geladenen Zäunen gesichert. Zudem werden private Sicherheitfirmen engagiert, die im Notfall schnell zur Stelle sein können, da der staatlichen Polizei nicht viel Vertrauen entgegengebracht wird. Dies mag sich für europäische Verhältnisse dramatisch anhören. Insgesamt ist man aber relativ sicher und nicht mehr gefährdet als in Städten wie London oder New York, sofern man sich an gewisse Regeln hält. Townships sind auf jeden Fall tabu. In der Stadt kann man sich tagsüber frei bewegen und durch den vermehrten Einsa
tz von Sicherheitbeamten hat die Kriminalität deutlich abgenommen. Nach Einbruch der Dunkelheit aber sollte man sich abseits von belebten Orten besser nicht mehr zu lange bewegen, sondern mit dem Auto oder Taxi fahren. Geparkt wird möglichst auf den zahlreichen bewachten Parkplätzen, wo ein Parkmarschall meist 2 bis 3 Rand für seine Dienste verlangt, und während der Fahrt hält man das Fahrzeug am besten von innen verschlossen. Insgesamt ist es natürlich ratsam, nicht allzu sehr als Tourist zu erkennen zu sein und nicht sein gesamtes Bargeld umherzutragen. Und im Fall der Fälle ist Ruhe zu bewahren und lieber etwas Geld herauszugeben, mit dem sich der Räuber schnell aus dem Staub machen wird. Aus meinem Haus ist allerdings bisher noch niemanden etwas passiert, obwohl ich schon ein paar andere Leute kennengelernt habe. Trotz allem ist aber auch dort nichts Gravierendes passiert, außer dass sie um ein paar Euro erleichtert worden sind.
Mittlerweile habe ich auch mehr Angst überf
ahren als ausgeraubt zu werden. Die Verkehrssituation ist schon als etwas chaotisch zu beschreiben. Öffentliche Verkehrsmittel, wie Busse oder Straßenbahnen existieren quasi nicht. Ersetzt werden sie durch zahlreiche Taxiunternehmen oder, als günstigere Variante, Minibusse. Letztere sind Vans mit 10 bis 12 Plätzen, die schon durch ihr Gehupe und lautes Ausrufen des Zielortes überall in der Stadt auf sich aufmerksam machen. Der Preis liegt bei nur 5 Rand pro Fahrt und man kann den Fahrer jederzeit zum Anhalten auffordern. Die Minibusse werden fast ausschließlich von Schwarzen benutzt, aber wenn man von fehlenden Gurten und rasanter Fahrweise absieht, ist es auch für Touristen zumindest tagsüber eine sichere Transportmöglichkeit und eine typische afrikanisches Erfahrung. Als Fußgänger hingegen hat man es auch nicht leicht in der Innenstadt. Die Ampeln zeigen geschätzte alle fünf Minuten grün und dann auch nur so kurz, dass man kaum den gegenüberliegenden Bordstein ohne Laufschritt erreichen kann. Wenn man also nicht Ewigkeiten b
rauchen will, muss man seine deutsche Regelkonformität schnell über Bord werfen und die Straße überqueren, sobald kein Auto in Sicht ist. Für mich an sich kein großes Problem, da ich mich schon in Frankreich in diese Verhaltensweise gewöhnt habe, allerdings war ich dort im Gegensatz zu hier wesentlich mehr davon überzeugt, dass die Autos auch im Zweifelsfalle wirklich anhalten.
Die Verkehrssituation ist auch eines der großen Probleme der WM nächstes Jahr, denn im Moment kann sich noch keiner richtig vorstellen, wie mehrere Zehntausende Fans mit Minibussen zum Stadion gebracht werden sollen. Als Tipp bleibt nur zu raten, sehr, sehr früh loszugehen.
Da man sich auf öffentliche Verkehrsmittel eher weniger verlassen kann, habe ich mir mittlerweile ein Auto gemietet. Genauer gesagt teile ich es mir mit einem Referendarskollegen. Da wir in der gleichen Kanzlei arbeiten, im selben Guesthouse wohnen und auch sonst relativ viele Sachen gemeinsam unternehmen, war dies für beide eine praktische und kostengünstige Alternative. Das Auto ist zwar ein Modell, das sich in Deutschland sicher kaum jemand kaufen würde, aber ers
taunlicherweise sieht man es recht oft auf den hiesigen Straßen. Wenigstens verfügt es auch über Klimaanlage und Servolenkung. Ungewohnt war zunächst auch das Fahren an sich, denn in Südafrika herrscht Linksverkehr. Glücklicherweise handelt es sich um einen Automatikwagen, so dass ich nicht auch noch mit links schalten muss und ich habe mich auch schneller als erwartet daran gewöhnt auf der falschen Straßenseite zu fahren. Selbst dass der erste Blick nach rechts statt nach links geht und der Blinker auf der Scheibenwischerseite ist und umgekehrt, ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Vermutlich wird es mir in Deutschland erst mal wieder komisch vorkommen, auf der linken Seite zu fahren und ich setze mich, wie hier schon passiert, zunächst gedankenverloren auf den Beifahrersitz. Auch die Vorfahrtsregeln sind nicht immer ganz eindeutig und auf die Frage an unseren deutschstämmigen Autovermieter, was mit der Rechts-vor-Links-Regelung sei meinte er nur: “Sowas gibt es nicht. Dafür sind die Südafrikaner viel zu blöd.”
Das Auto ist natürlich vor allem am Wochenende praktisch für Ausflüge ins Landesinnere oder
zur Fahrt zum Strand. Samstag schafften wir es nach langer Zeit endlich einmal uns im Surfen auszuprobieren, denn Südafrika gilt mit seinen zahlreichen Stränden, sonnigen Klima und guten Wind als Surferparadies. Surfen müsste ich dabei eher mit Wellenreiten übersetzen, also ohne Segel, zu dem wir surfen sagen würden. Zu fünft mieteten wir also Surfboards, Neoprenanzug und einen Surflehrer. Nach ein paar Erklärungen und Trockenübungen am Strand ging es dann hinein in die Wellen. Für’s erste Mal haben wir uns, glaube ich, ganz vernünft
ig angestellt, aber einfach war es nicht. Gar nicht so leicht ist es, die Welle richtig zu erwischen und dann, wenn sie einen weiter trägt, auf dem Board aufzustehen. In den eineinhalb Stunden ist es mir nur einmal richtig gelungen zu stehen und fast bis zum Strand getragen zu werden. Trotzdem war es ein riesen Spaß und wir werden demnächst versuchen, unsere Surffähigkeiten weiter auszubauen.
Eine weitere Unannehmlichkeit beim Surfen ist dabei die Präsenz von Haien in den Gewässern. Glücklicherweise ist uns versichert worden, dass seit Jahren an unserem Strand kein tödlicher Haiangriff mehr stattfand, aber alle paar Tage verirrt sich einer in die Bucht. Zwar sind Menschen entgegen allen Filmklischees keine natürliche Beute für die Meeresräuber, sondern aufgrund unserer vielen Knochen ziemlich unverdaulich. Ein Surfer, der auf seinem Brett liegt und paddelt sieht aber von unten für den etwas blinden Hai wie eine Robbe aus, so dass er in die Versuchung kommen kann, einmal zu zubeißen. Die Gefahr ist dann weniger, dass man gefressen wird, denn der Hai wird seinen Irrtum schnell bemerken, als dass man verblutet. Als Schutz gegen die Bedrohung haben sich die Südafrikaner ein besonderes System einfallen lassen. Auf einem Berg nahe der Küste sitzt ein Beobachtungsposten, der das Wasser im Auge behält. Wenn sich ein Hai der Bucht nähert, ruft er am Strand an und v
on dort wird mit akustischen Signalen und dem Hissen einer Haiflagge die Gefahr den Surfern signalisiert. Trotz allem wage ich mich daher noch ins Wasser und vertraue darauf, dass im Zweifelsfall einer der anderen zahlreichen Surfer, die weiter draußen als ich als Anfänger schwimmen, eine leichtere Beute für den Hai sind.
Mittlerweile habe ich auch mehr Angst überf
Die Verkehrssituation ist auch eines der großen Probleme der WM nächstes Jahr, denn im Moment kann sich noch keiner richtig vorstellen, wie mehrere Zehntausende Fans mit Minibussen zum Stadion gebracht werden sollen. Als Tipp bleibt nur zu raten, sehr, sehr früh loszugehen.
Da man sich auf öffentliche Verkehrsmittel eher weniger verlassen kann, habe ich mir mittlerweile ein Auto gemietet. Genauer gesagt teile ich es mir mit einem Referendarskollegen. Da wir in der gleichen Kanzlei arbeiten, im selben Guesthouse wohnen und auch sonst relativ viele Sachen gemeinsam unternehmen, war dies für beide eine praktische und kostengünstige Alternative. Das Auto ist zwar ein Modell, das sich in Deutschland sicher kaum jemand kaufen würde, aber ers
Das Auto ist natürlich vor allem am Wochenende praktisch für Ausflüge ins Landesinnere oder
Eine weitere Unannehmlichkeit beim Surfen ist dabei die Präsenz von Haien in den Gewässern. Glücklicherweise ist uns versichert worden, dass seit Jahren an unserem Strand kein tödlicher Haiangriff mehr stattfand, aber alle paar Tage verirrt sich einer in die Bucht. Zwar sind Menschen entgegen allen Filmklischees keine natürliche Beute für die Meeresräuber, sondern aufgrund unserer vielen Knochen ziemlich unverdaulich. Ein Surfer, der auf seinem Brett liegt und paddelt sieht aber von unten für den etwas blinden Hai wie eine Robbe aus, so dass er in die Versuchung kommen kann, einmal zu zubeißen. Die Gefahr ist dann weniger, dass man gefressen wird, denn der Hai wird seinen Irrtum schnell bemerken, als dass man verblutet. Als Schutz gegen die Bedrohung haben sich die Südafrikaner ein besonderes System einfallen lassen. Auf einem Berg nahe der Küste sitzt ein Beobachtungsposten, der das Wasser im Auge behält. Wenn sich ein Hai der Bucht nähert, ruft er am Strand an und v
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