Mittwoch, 18. November 2009

Vor Wupperthal stecken geblieben



Nachtrag zum afrikanischen Grillteller: Zu meiner Speisekarte kann ich nun auch Zebra und Impala hinzufügen.
Nach über einer Woche durchwachsenem Wetter ist es nun endlich wieder sommerlicher geworden. Das gab uns am Wochenende die Gelegenheit, Kapstadt einmal zu verlassen und in die 200 km weiter nördlich gelegenen Cederberge zu fahren. Mit genug Grillfleisch und Weinflaschen ausgestattet, machten wir uns zu viert auf in eine wenig besiedelte und schlecht erschlossene, dafür aber landschaftlich umso reizvollere Region, in der man hauptsächlich wunderschöne Wanderungen unternehmen kann. Quartier nahmen wir in einem Achtbettzimmer im Backpackerhostel für gerade einmal 7 Euro, in dem der Besitzer scheinbar selbst jeden Abend mit seinen Gästen an der Theke verbringt.

Nachdem wir Sack und Pack dort einmal abgestellt hatten, fuhren wir weiter nach Glenwilliam zum „Sevilla Rock Art Trail“. Wie der Name bereits vermuten lässt, kam hier der Kunstliebhaber ganz auf seine Kosten. Besser gesagt, der archäologische Kunstliebhaber, denn der Weg führt in mehreren Stationen zu Felszeichnungen und Höhlenmalereien, die die San, frühe Bewohner des Kaps, der Nachwelt hinterlassen haben. Insgesamt wahrscheinlich nur aufgrund ihres Alters spektakulär und man kann sich nie sicher sein, ob die heutige Touristenindustrie nicht mit etwas Farbe die Kunstwerke vor dem Verblassen rettet. Da wir den nur 4 km langen Weg und sämtliche Malereien relativ schnell bewältigt hatten, beschlossen wir danach, nach Wupperthal zu fahren. Jawoll, richtig gelesen! In Südafrika befindet sich eine kleine Ortschaft namens Wupperthal, die sogar 99 Jahre älter als ihr Namensvetter in Deutschland ist. Im 19. Jahrhundert machten sich zwei Missionare aus dem Bergischen Land auf den Weg an’s Kap und fanden im Landesinneren ein Tal vor, das sie stark an ihre Heimat erinnerte. Ein passender Name war also gefunden, und das lange bevor in Deutschland die Stadt Wuppertal aus dem Zusammenschluss von Barmen und Elberfeld entstand. Heute besteht die Siedlung noch aus einer Anzahl typischer reetgedeckter Häuser und hat 4.000 Einwohner, die hauptsächlich traditionelle Feldschuhe und Rooibostee herstellen
Allerdings scheint auch sonst die Zeit in diesem Tal stehengeblieben zu sein, denn die Straßen sind wohl eher mit dem Ochsenkarren zu befahren und verdienen teilweise ihre Bezeichnung nicht. Gerade die Cederberge sind eine Region, in der man ohne Jeep oft nur mit größten Schwierigkeiten vorankommt. Und so quälten wir uns und unseren Hyundai Atos mit gutem Willen über Buckelpisten, auf denen man oft nur 30 km/h fahren konnte über mehrere Kilometer und einen Pass in Richtung Wupperthal. Doch nachdem knapp 20 km vor dem Ziel die Landschaft noch einsamer und die Straße noch schlechter wurde, beschlossen wir (vor allem ich) schweren Herzens, doch auf die Tortur zu verzichten und die Rückreise vor dem Dunkelwerden anzutreten. Ein weiterer Grund zumindest für mich, noch einmal nach Südafrika zurückzukehren.

Am Sonntag dann quälten wir uns erneut durch schlechte Straßen zum Ausgangspunkt einer Wanderung. Die Cederberge sind ein echtes Wanderparadies. Von den Pässen hat man grandiose Aussichten und bizarre Steinformationen, die im Laufe der Jahre von Wind und Wetter geformt wurden, machen einen Ausflug zu Genuss für die Augen. Eines der bekanntesten Gebilde ist dabei das Malteser Kreuz, ein ca. 15 Meter hoher Fels in Gestalt eines Kreuzes, der recht einsam in der Landschaft steht. Dieser war Ziel und zugleich Belohnung einer sehr schönen fünfstündigen Wanderung. Anschließend ging es wieder zurück nach Kapstadt und man kann unserem kleinen Atos nur dazu beglückwünschen, dass er ohne in sämtliche Einzelteile zu zerfallen den Ausflug überlebt hat.