Mittwoch, 21. Oktober 2009

Den Wal zurück ins Meer geschoben

So langsam wird das Wetter sommerlich in Kapstadt. In den letzten Tage stiegen Temperaruren auf knapp 30 Grad. Das nützte mir im gut klimatisierten Büro zwar auch nicht viel, aber es ist schon ein Luxus, nach Feierabend kurz in den hauseigenen Pool zu springen und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Auch lässt es ich bei dem Wetter hervorragend grillen auf unserer Terasse, wobei es nur leider schon um acht Uhr stockdunkel ist. An lange und helle Sommerabende in Deutschland gewöhnt, kommt es uns dann eher vor wie 22 Uhr oder später, was dazu führt, dass die Leute relativ früh auf's Zimmer und in's Bett verschwinden.

Am Wochenende ging es dann zum ersten Mal zum Bloubergstrand, einem der angeblich schönsten Strände in Kapstadt. Schön allerdings war eigentlich nur die Aussicht, denn von dort blickt man auf die Bucht, in der die Stadt liegt und den dahinter liegenden Tafelberg. Ein durchaus beliebtes Fotomotiv und garantiert in jedem Reiseführer zu finden. Allerdings war der Strand an sich weniger schön, da vor allem recht dreckig und ein vor weniger Wochen vor der Küste gestrandeter Tanker trübte die Aussicht obendrein. Lohnend soll von dort aber ein Sonnenuntergang sein, weshalb wir wohl später nochmal zurückkommen werden.

Am Samstag stand der Sport in Kapstadt im Focus. Das Pokalhalbfinale im Rugby wurde ausgetragen und im Newlandstadium traf Western Providence auf die Blue Bulls. Rugby zählt zu den populärsten Sportarten des Landes und nur mit Glück gelang es uns, noch Karten für das fast ausverkaufte Spiel zu bekommen. Kannte ich das Stadion schon von unserem Fußballspielbesuch, so bot sich von den Zuschauern her doch eine ganz andere Atmosphäre. Rugby und Cricket sind, im Gegensatz zum Fußball, die Sportarten der weißen Bevölkerung und so war die Verteilung mit ca. 95 % genau entgegengesetzt im Vergleich zum letzten Match. Vom Gefühl, der Stimmung, Schlachtrufen und Gesängen her war es also nicht so afrikanisch, sondern eher mit europäischen Stadien zu vergleichen. Allerdings wird man zumindest in Deutschland wohl kein Rugbyspiel mit 50.000 Zuschauern erleben können. Das Spiel selber war, sofern ich das beurteilen kann, ganz ordentlich und interessant anzuschauen. Leider sind die Regeln nicht ganz so einfach und oftmals habe ich mich gefragt, warum die Entscheidung so getroffen wurden. Vielleicht sollte ich mich da demnächst nochmal schlauer machen. Nachdem die Blue Bulls schon relativ deutlich in Führung lagen, konnte die Heimmannschaft doch noch mal mit einem try (=touchdown) in Führung gehen und das Stadion brodelte. Leider schlugen die favorisierten Bulls noch einmal zurück, so dass die meisten Zuschauer eher enttäuscht nach Hause gingen.
Am Sonntag fuhren wir dann bei schönstem Wetter mit einer neunköpfigen Gruppe nach Hermanus zum Whalewatching. An einer malerischen Straße entlang der Küste ging es Richtung Osten ins ca. 150 km entfernte Mekka der Wale. Zwischen April und Oktober bewegen sich die Tiere in unmittelbarer Küstennähe, bevor sie in den wärmeren Monaten in den Weiten des Ozeans verschwinden. Mit etwas Glück kann man sie am Kap der guten Hoffnung oder an anderen Orten zu Gesicht bekommen, aber es gibt wohl keinen besseren Platz zum Beobachten wir Hermanus. Das Städtchen ist klein und war lange Zeit unbekannt, bis vor wenigen Jahren das Tourismuspotential des Whalewatching entdeckt und genutzt wurde. Seitdem läuft ein professioneller whalecryer mit einer Art Horn an der Küste entlang und weist durch seine verschiedenen Töne und Laute darauf hin, wo ein Wal gesichtet worden ist. Am Sonntag konnte sich sein Arbeitspensum jedoch in Grenzen halten, denn eine Vielzahl von Walen befand sich in unmittelbarer Nähe und man sah sie sofort, ohne großartig warten oder suchen zu müssen. Die Tiere dümpelten zu zweit oder dritt ca. bis zu 50 m von der Küste entfernt, fast so, als ob sie für die Touristen eigens dort hinbestellt worden wären. Vielleicht beobachten sie ja auch die Menschen und wundern sich, wie diese mit Kamera und Fernglas in großer Zahl auf jede noch so kleine Bewegung von ihnen reagieren. Ab und zu konnte man auch in der Ferne einen Wal herausspringen und mit großem Platschen wieder ins Meer eintauchen sehen.

Nachdem wir genug Wale gesehen hatten, ging es für uns noch nach einem kleinen Zwischenstopp am Strand nach Hause zurück, diesmal eine andere Strecke über zwei Bergpässe mit bezaubernden afrikanischen Landschaften in der untergehenden Sonne.

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