
Ein neuer Bericht und schon wieder geht es um eine Reise. Diesmal in die wohl fantastischste Region, die ich je bereist habe.

Die Rede ist vom Kruger National Park. Freitag früh um fünf Uhr starteten wir mit dem Taxi zum Kapstädter Flughafen, um vom Südwesten 1600 Kilometer in den Nordosten des Landes nach Johannesburg zu fliegen. Nach zwei Stunden Flug nahmen wir dort unseren Mietwagen in Empfang, um die restlichen 400 Kilometer zu unserem Ziel zu fahren. Schon vom Flugzeug aus konnte man sehen, dass die Vegetation und das Klima sich sehr von der Kapprovinz unterscheidet. Die Wintermonate sind dort zwar wesentlich wärmer, dafür aber auch sehr niederschlagsreich, weswegen das Land unglaublich grün und teilweise dicht bewaldet ist.
Bereits vor dem Eingangstor des Parks, dessen Südgrenze vom Crocodile River markiert wird, sahen wir schon unser erstes Nilpferd, das in aller Ruhe am Ufer graste. Allerdings war uns da noch nicht bewußt, dass es das einzige während des gesamten

Aufenthalts bleiben sollte. Der Krugerpark ist mit einer Fläche von 20.000 qm einer der größten und artenreichsten Wildschutzgebiete Afrikas. Auf einer Fläche halb so groß wie die Schweiz leben unter anderen ca. 150.000 Antilopen, 32.000 Zebras, 12.000 Elefanten, 9.000 Giraffen, 5.000 Nashörner, 1.500 Löwen und 1.000 Leoparden. Im Park gibt es mehrere Camps, in denen man in Hütten übernachten kann und die Infrastruktur mit Restaurants, Bars und Tankstellen bereithalten. In unserem Camp Berg-en-Dal angekommen, genoßen wir nur noch kurz ein paar Augenblicke im Pool, bevor wir nach dem Abendessen übermüdet in die Betten fielen.
Das frühe Zubettgehen war auch mehr als nötig, denn am nächsten Morgen klingelte schon um vier Uhr früh der Wecker und läutete buchstäblich einen wunderbaren und ereignisreichen Tag ein. Mit einem Ranger ging es noch vor Sonnenaufgang los zur Sunrisetour, auf der Suche nach den “Big Five” und anderen Tieren. Zu den Big Five zählt man Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel. Sie zählten früher

zu den begehrtesten Trophäen von Großwildjägern und stellen die am schwierigsten zu jagenden und gefährlichsten Tiere dar. Heute hat es mehr touristischen Charakter, aber jeder Safaribesucher ist daraus aus, die Big Five zu Gesicht, wenn auch nicht vor die Flinte zu bekommen. Safari ist oft ein Glücksspiel. Man fährt im Kruger Park auf recht gut ausgebauten Straßen durch die Gegend und hält intensiv Ausschau nach Tieren, die irgendwo im Park umherstreunen. Aufgrund seiner großen Populationen ist aber gerade dieser Park ein idealer Ort und die Chancen stehen gut, alle Tiere irgendwann zu sehen. Bei unsere morgendlichen Fahrt hatten wir Glück. Nach ca. einer Stunde trafen wir auf eine Büffelherde von ca. 60 Tieren. Und nur wenige Meter danaben saß eine Löwin im Gras und wartete wohl

auf einen Augenblick der Unaufmerksamkeit, um sich eines der Jungtiere zum Frühstück zu holen. Antilopen sieht man aufgrund der großen Anzahl und mangelnden Scheu sehr oft und quasi an jeder Ecke, so dass sie bald fast langweilig werden und man sich auf die Suche nach anderen Tieren macht. Relativ selten und schwierig zu sehen ist hingegen der Leopard. Doch auch hier hatten wir Glück auf unserer morgenlichen Tour und wir konnte zwei Exemplare im auf einem Baum sitzend ausfindig machen. Nach einem zweiten Frühstück im Camp machten wir uns auf eigene Faust mit unserem Wagen auf durch den Park. Nach etwas längerem Suchen fanden wir Nashörner, Giraffen und Zebras.
Nach ein paar Stunden fehlte auf unserer Liste nur noch der Elefant. Wir waren schon auf dem Weg in Richtung eines andere

n Camps, in dem wir die zweite Nacht verbringen wollten, als es plötzlich “Stopp” hieß und Daniel auf der linken Seite im Dickicht einen Elefanten ausgemacht hatte. Froh und aufgeregt über unseren ersten Dickhäuter blickten wir angestrengt in die Richtung, wo er ein paar Meter weiter hinter Sträuchern der Riese dahertrottete. Auf einmal hieß es “Hinter uns”, wo wenige Meter die Straße herunter ein weiterer Elefant diese betrat, um sie zu überqueren. Eine ganze Herde von ihnen kam dann nacheinander aus der gleichen Richtung und folgte in nur zehn Meter Entfernung von unserem Auto den anderen, während wir aufgeregt ein Foto nach dem anderen schoßen. Dies war unsere erste Begegnung mit Elefanten, auf die noch viele folgen sollten. Aufgrund iher Größe und ihres lan

gsamen, fast behäbigen Ganges halte ich sie für die interessantesten und faszinierendsten Tiere im Park. Dazu sind sie auch kaum aus der Ruhe zu bringen und zeigen überhaupt keine Scheu vor dem Menschen. Oder aber sie haben unseren grauen Golf für einen kleinen Artgenossen gehalten. Wir hatten also das Glück, neben vielen anderen Tieren, an einem Tag die Big Five zu sehen. Dafür waren wir auch von Sonnenaufgang bis –untergang mit wenigen Unterbrechungen unterwegs, doch es wurde uns dabei nie langweilig.
Nach der erfolgreichen Safari beschlossen wir, am Sonntag noch ein anderes Naturwunder anzuschauen und so fuhren w

ir aus dem Park heraus und in die Drakensberge. Dort sahen wir nicht nur beeindruckende Felsformationen und Wasserfälle, sondern auch den drittgrößten Canyon der Welt. Und selbst abends auf dem Rückweg ins Camp konnten wir wieder eine Menge Tiere beobachten. Berg-en-Dal liegt an einem kleinen Fluss, an dem man mit etwas Glück auf Nilpferde ausmachen kann. Nach Einbruch der Dunkelheit hört man von der nahe gelegenen Bar aus das Gequake von Tausenden von Fröschen und die Geräusche der Wildnis. Dazu bietet sich einem ein atemberaubend klarer Sternenhimmel, an dem man sich nur schwer sattsehen konnte.
Montag war leider schon wieder Abreisetag. Aber da die Tiere nach Sonnenaufgang und abends am meisten aktiv sind, schlossen wir uns dem Rhythmus an und waren wiederum sehr früh auf den Beinen, um noch ein paar Stunden den Park zu genießen. Wir waren gerade in langsamen Tempo auf dem Weg zu einem Wasserloch, da wir dort Tiere vermuteten, als plötzlich nur einen Meter auf der rechten Straßenseite ein riesiger Elefant auftauchte. Offensichtlich wollte er gerade an dieser Stelle die Straße passieren und wir hatten ihm die Vorfahrt genommen. Nachdem wir ein Stück zurückgefahren waren, setz

te er seinen Weg fort und wir konnten am Wasserloch beobachten, wie er in aller Seelenruhe seine Morgentoillete erledigte, aus dem Wasserloch trank, Gras fraß und seine Stoßzähne an einem Baum reinigte.
Kurz darauf folgte ein weiteres Highlight. Von anderen Parkbesuchern wurden wir auf ein Rudel Löwen aufmerksam gemacht, das nicht weit von uns direkt an einer Straße liegen sollte. Tatsächlich war die Stelle leicht zu finden und nur einen Meter neben der Straße lagen vier Löwen faul und träge im Gras, gähnten und dösten und ließen sich auch von unserem Auto nicht aus der Ruhe bringen. Möglicherweise lag eine Antilope noch schwer im Magen.
Soviel von dieser ereignisreichen Reise. Ich hoffe, ihr habt trotz der Länge durchgehalten. Die Erlebnisse dort waren schwer in wenige Worte zu fassen.