Hallo zusammen,
zweieinhalb Wochen ist es erst her, dass ich hier in Kapstadt angekommen

bin.
Trotzdem kommt es mir vor, als wäre es schon eine halbe Ewigkeit und ich habe bisher noch keinen einzigen Tag bereut. Der Eindruck mag daher kommen, dass ich in diesen ersten Tagen schon unglaublich viel gesehen und unternommen habe, wie man es sonst wohl in ganzen Urlauben nicht schafft.
Kapstadt rühmt sich zurecht, eine der schönsten Städte der Welt zu sein. Es sind weniger die Gebäude, die in europäischen Metropolen wie Paris, Berlin oder Rom sicherlich beeindruckender sind, als vielmehr die Lage und die Gegensätzlichkeit von Küste und Bergregion. Von überall aus der Stadt ist stets der mächtige Tafelberg, oft an der Spitze von Wolken umhüllt, zu sehen und bietet eine imposanten Anblick. Gleichzeitig blickt man auf die grünen Hügel des Signal Hill und die Felskuppel des Lion's Head. An der Waterfront herrscht eine beschwingte, mediterrane Atmosphäre, zu der sich in der Long Street afrikanische Einflüsse gesellen.
Die Stadt ist insgesamt ein Schmelztiegel der Kulturen. Einerseits die wohl europäischte Metropole des Kontinents, bezeichnet sie sich stolz als 'mother city' von Südafrika. Hier gingen die ersten Seefahrer aus der alten Welt an Land, um einen sicheren Hafen und Zwischenstation auf dem Seeweg nach Indien zu errichten. Die ersten Siedler waren Holländer von der Ostindischen Kompanie, nachdem 1488 Bartholomäus Diaz als erstes das Kap der guten Hoffnung umrundet hatte und wenig später Vasco da Gama den Seeweg nach Indien fand. Später besetzten die Briten den strategisch wichtigen Stützpunkt. Engländer, Holländer und Franzosen besiedelten daher das Land und vermischten sich mit der einheimischen schwarzen Bevölkerung. Heute, nach dem Ende der Apartheid, bezeichnet sich Südafrika als die 'rainbow nation'. 
Für die frühen Seefahrer war der Halt in Kapstadt eine gefühlte Zäsur ihrer langen Reise. Auf dem Weg nach Indien letzter Halt in der ihnen bekannten Welt, bevor es nach der Umrundung des Kaps für Monate in den fremden und rätselhaften Orient ging. Auf der Rückfahrt bedeutete der Halt, dass Fahrt und die lange Trennung von Familie und Heimat nun bald vorbei sein würde.
Die Schönheit von Kapstadt speist sich auch aus den vielen Stränden, sowie der Natur in der unmittelbaren Umgebung. Am vorletzten Wochenende konnte ich bereits einen kleinen Ausflug nach Hout Bay machen, einem kleinen Fischerhafen. Zuvor ging es an einer traumhaft schönen Küstenstraße entlang, wobei leider aber der spektakulärste Teil, der Cheapman's Peak Drive gesperrt war. Von Hout Bay nahmen wir eine Fähre zu einer kleinen vorgelagerten Insel, oder besser Felsen, auf dem sich stets mehrere Tausend Robben vergnügen. Danach ging es
weiter durch die Weinbergregion Constantia, natürlich nicht ohne ein Weingut angesteuert zu haben, zum Surferstrand Muizenberg. Da auf der anderen Seite der Kaphalbinsel gelegen, wo im Gegensatz zu Kapstadt eine warme Strömung von Norden her verläuft, ist das Wasser dort ca. 5 Grad wärmer als bei mir, wo die Strömung kaltes Wasser aus der Polarregion führt und an der westafrikanischen Küste nach Norden fließt. Nach ein paar Stunden am Strand rundete ein Sonnenuntergang vom Signal Hill zurück in Kapstadt einen wunderbaren Tag ab.
Am folgenden Sonntag stand eine besondere sportliche Erfahrung an. Wir fuhren ins Stadion zu meinem ersten afrikanischen Fußballspiel. Dort waren wir auch so ziemlich die einzigen Weißen, denn Fußball ist in Südafrika traditionell der Sport der ärmeren, schwarzen Bevölkerung, während die Weißen eher Rugby oder Cricket bevorzugen. Daher war das Ticket wahrscheinlich auch für unsere Verhältnisse mit ca. 2,50 Euro spottbillig, obwohl es sich um recht gute Plätze gehandelt hat. Das Spiel selber war wohl eher mittelmäßig und das Niveau nicht besonders hoch. Zudem versprang der Ball ständig auf einem Rasen, der eher für Rugby geeignet gewesen wäre. Dennoch war die Stimmung prächtig und sehr verschieden im Vergleich zu europäischen Stadien.
Natürlich fehlten auch die mittlerweile berüchtigten Vuvuzelas nicht, die auch nicht so laut sind, wie sich mancher Fußballprofi neulich meinte beschweren zu müssen. Unter den tanzenden und singenden Menschen war es ein stimmungsvolles Spiel und ein schöner Vorgeschmack auf die WM nächstes Jahr. Etwas seltsam jedoch waren die Sympathien der Leute verteilt. Obwohl es ein Heimspiel für Ajax Kapstadt war, war die überwiegende Mehrheit in den Farben der Kaizer Chiefs gekleidet und entsprechend eingestellt. Zwar ist diese Mannschaft aus Johannesburg die beliebteste und erfolgreichste des Landes, aber in Deutschland würde es sehr seltsam vorkommen, wenn im Westfalenstadion oder in Hamburg mehr Bayernfans als Heimfans anwesend wären. Zudem gab es noch eine kleine Gruppe in den Farben der Pirates, die ebenfalls aus Johannesburg kommen, mit den Kaiser Chiefs verfeindet sind und daher Ajax unterstützten. Zur Freude der meisten Zuschauer endete das Spiel auch 3:0 für die Gäste.
Demnächst steht für mich ein Besuch im Rugbystadion an.