Mittwoch, 23. Dezember 2009

Usale kakuhle

...heißt auf Xhosa 'Auf Wiedersehen'.
Heute ist mein letzter Tag in Kapstadt und somit schreibe ich meinen letzten Bericht aus Südafrika, bevor ich hoffentlich trotz Schnee und Eis rechtzeitig zum Weihnachtsfest nach Hause komme. Von Adventszeit habe ich hier wenig mitgekriegt, denn außer sich einer in der Zeit verirrt zu habenden Straßenbeleuchtung weist wenig auf auf fröhlichen Tage hin. Kein Weihnachtsmarkt, kein Glühwein, keine Tannenbäume, kein Adventskranz- oder kalender, keine Plätzchen, keine Reibekuchen, keine Nikoläuse, keine Weihnachtsmusik. Und selbst die Weihnachtsfeier meiner Kanzlei hatte eher das Flair eines sommerlichen Grillfestes. Dazu tut das Wetter natürlich sein übriges, denn bei 25-30 Grad ist es schwer zu glauben, dass bald Weihnachten ist, auch wenn der Blick auf den Kalender mich etwas anderes lehrt.

In den letzten Tagen sind die meisten Bewohner des Guesthouse bereits nach Hause geflogen, außer ein paar Verstreuten, die das Fest hier in ungewohntem Ambiente verbringen werden. Ich habe die verbliebene Zeit genutzt, um nochmal zu wandern, mich zu sonnen, am Strand zu liegen, den Ausblick vom Lion's Head zu genießen, zu grillen, über die Long Street und an der Waterfront zu spazieren und für einen Paraglidingflug. Heute abend geht es noch einmal afrikanisch essen, bevor mich das Taxi zum Flughafen bringen wird.

Ein Sprichwort sagt, wer nach Afrika reist, lässt sein Herz dort zurück. In gewisser Hinsicht kann ich das bestätigen. Ich blicke zurück auf eine wunderbare Zeit in einem faszinierendem und beeindruckendem Land und weiß, dass ich eines Tages zurückkommen werde. Südafrika ist mit Naturschönheiten reich gesegnet, von denen ich einige besichtigen konnte. Neben traumhaften Stränden und Küsten hat Kapstadt mit dem Tafelberg und dem Lion's Head Wanderparadiese direkt vor der Tür, von denen man wunderbar auf die Stadt und das Meer schauen kann, die aber auch der Mothercity eine unverwechselbare Silouette geben. Mit den in den Winelands geernteten Wein kann man den Tag gemütlich ausklingen lassen. Die Cederberge und die West Coast, die Kaphalbinsel und der Kruger Nationalpark sind beeindruckende Naturwunder, in letzterem kann man auf Safari eine für uns verborgene Tierwelt hautnah erleben. In Südafrika sind die Narben der Vergangenheit noch sichtbar. Die Apartheit hat ihre Spuren hinterlassen und ein Großteil der Schwarzen lebt in ärmlichen Verhältnissen. Aber das Land versprüht trotz allem eine Fröhlichkeit und den Optimismus, die Zukunft besser zu gestalten und in der Regenbogennation friedlich und demokratisch zusammenzuleben. Aufbruchstimmung und Vorfreude auf die WM im nächsten Jahr sind aller Orten zu spüren. Die Welt wird ein farbenfrohes und ausgelassenes Turnier erleben und ein Land kennenlernen, das zu besuchen ich nur jedem an's Herz legen kann.

Ich bin glücklich und dankbar für drei Monate voller unvergeßlicher Erlebnisse, begeisternder Erfahrungen und interessanter Bekanntschaften unter der afrikanischen Sonne.

Nkosi sikelel' iAfrika!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Elefant hat immer Vorfahrt

Ein neuer Bericht und schon wieder geht es um eine Reise. Diesmal in die wohl fantastischste Region, die ich je bereist habe. Die Rede ist vom Kruger National Park. Freitag früh um fünf Uhr starteten wir mit dem Taxi zum Kapstädter Flughafen, um vom Südwesten 1600 Kilometer in den Nordosten des Landes nach Johannesburg zu fliegen. Nach zwei Stunden Flug nahmen wir dort unseren Mietwagen in Empfang, um die restlichen 400 Kilometer zu unserem Ziel zu fahren. Schon vom Flugzeug aus konnte man sehen, dass die Vegetation und das Klima sich sehr von der Kapprovinz unterscheidet. Die Wintermonate sind dort zwar wesentlich wärmer, dafür aber auch sehr niederschlagsreich, weswegen das Land unglaublich grün und teilweise dicht bewaldet ist.


Bereits vor dem Eingangstor des Parks, dessen Südgrenze vom Crocodile River markiert wird, sahen wir schon unser erstes Nilpferd, das in aller Ruhe am Ufer graste. Allerdings war uns da noch nicht bewußt, dass es das einzige während des gesamten Aufenthalts bleiben sollte. Der Krugerpark ist mit einer Fläche von 20.000 qm einer der größten und artenreichsten Wildschutzgebiete Afrikas. Auf einer Fläche halb so groß wie die Schweiz leben unter anderen ca. 150.000 Antilopen, 32.000 Zebras, 12.000 Elefanten, 9.000 Giraffen, 5.000 Nashörner, 1.500 Löwen und 1.000 Leoparden. Im Park gibt es mehrere Camps, in denen man in Hütten übernachten kann und die Infrastruktur mit Restaurants, Bars und Tankstellen bereithalten. In unserem Camp Berg-en-Dal angekommen, genoßen wir nur noch kurz ein paar Augenblicke im Pool, bevor wir nach dem Abendessen übermüdet in die Betten fielen.

Das frühe Zubettgehen war auch mehr als nötig, denn am nächsten Morgen klingelte schon um vier Uhr früh der Wecker und läutete buchstäblich einen wunderbaren und ereignisreichen Tag ein. Mit einem Ranger ging es noch vor Sonnenaufgang los zur Sunrisetour, auf der Suche nach den “Big Five” und anderen Tieren. Zu den Big Five zählt man Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel. Sie zählten früher zu den begehrtesten Trophäen von Großwildjägern und stellen die am schwierigsten zu jagenden und gefährlichsten Tiere dar. Heute hat es mehr touristischen Charakter, aber jeder Safaribesucher ist daraus aus, die Big Five zu Gesicht, wenn auch nicht vor die Flinte zu bekommen. Safari ist oft ein Glücksspiel. Man fährt im Kruger Park auf recht gut ausgebauten Straßen durch die Gegend und hält intensiv Ausschau nach Tieren, die irgendwo im Park umherstreunen. Aufgrund seiner großen Populationen ist aber gerade dieser Park ein idealer Ort und die Chancen stehen gut, alle Tiere irgendwann zu sehen. Bei unsere morgendlichen Fahrt hatten wir Glück. Nach ca. einer Stunde trafen wir auf eine Büffelherde von ca. 60 Tieren. Und nur wenige Meter danaben saß eine Löwin im Gras und wartete wohl auf einen Augenblick der Unaufmerksamkeit, um sich eines der Jungtiere zum Frühstück zu holen. Antilopen sieht man aufgrund der großen Anzahl und mangelnden Scheu sehr oft und quasi an jeder Ecke, so dass sie bald fast langweilig werden und man sich auf die Suche nach anderen Tieren macht. Relativ selten und schwierig zu sehen ist hingegen der Leopard. Doch auch hier hatten wir Glück auf unserer morgenlichen Tour und wir konnte zwei Exemplare im auf einem Baum sitzend ausfindig machen. Nach einem zweiten Frühstück im Camp machten wir uns auf eigene Faust mit unserem Wagen auf durch den Park. Nach etwas längerem Suchen fanden wir Nashörner, Giraffen und Zebras.

Nach ein paar Stunden fehlte auf unserer Liste nur noch der Elefant. Wir waren schon auf dem Weg in Richtung eines anderen Camps, in dem wir die zweite Nacht verbringen wollten, als es plötzlich “Stopp” hieß und Daniel auf der linken Seite im Dickicht einen Elefanten ausgemacht hatte. Froh und aufgeregt über unseren ersten Dickhäuter blickten wir angestrengt in die Richtung, wo er ein paar Meter weiter hinter Sträuchern der Riese dahertrottete. Auf einmal hieß es “Hinter uns”, wo wenige Meter die Straße herunter ein weiterer Elefant diese betrat, um sie zu überqueren. Eine ganze Herde von ihnen kam dann nacheinander aus der gleichen Richtung und folgte in nur zehn Meter Entfernung von unserem Auto den anderen, während wir aufgeregt ein Foto nach dem anderen schoßen. Dies war unsere erste Begegnung mit Elefanten, auf die noch viele folgen sollten. Aufgrund iher Größe und ihres langsamen, fast behäbigen Ganges halte ich sie für die interessantesten und faszinierendsten Tiere im Park. Dazu sind sie auch kaum aus der Ruhe zu bringen und zeigen überhaupt keine Scheu vor dem Menschen. Oder aber sie haben unseren grauen Golf für einen kleinen Artgenossen gehalten. Wir hatten also das Glück, neben vielen anderen Tieren, an einem Tag die Big Five zu sehen. Dafür waren wir auch von Sonnenaufgang bis –untergang mit wenigen Unterbrechungen unterwegs, doch es wurde uns dabei nie langweilig.

Nach der erfolgreichen Safari beschlossen wir, am Sonntag noch ein anderes Naturwunder anzuschauen und so fuhren wir aus dem Park heraus und in die Drakensberge. Dort sahen wir nicht nur beeindruckende Felsformationen und Wasserfälle, sondern auch den drittgrößten Canyon der Welt. Und selbst abends auf dem Rückweg ins Camp konnten wir wieder eine Menge Tiere beobachten. Berg-en-Dal liegt an einem kleinen Fluss, an dem man mit etwas Glück auf Nilpferde ausmachen kann. Nach Einbruch der Dunkelheit hört man von der nahe gelegenen Bar aus das Gequake von Tausenden von Fröschen und die Geräusche der Wildnis. Dazu bietet sich einem ein atemberaubend klarer Sternenhimmel, an dem man sich nur schwer sattsehen konnte.

Montag war leider schon wieder Abreisetag. Aber da die Tiere nach Sonnenaufgang und abends am meisten aktiv sind, schlossen wir uns dem Rhythmus an und waren wiederum sehr früh auf den Beinen, um noch ein paar Stunden den Park zu genießen. Wir waren gerade in langsamen Tempo auf dem Weg zu einem Wasserloch, da wir dort Tiere vermuteten, als plötzlich nur einen Meter auf der rechten Straßenseite ein riesiger Elefant auftauchte. Offensichtlich wollte er gerade an dieser Stelle die Straße passieren und wir hatten ihm die Vorfahrt genommen. Nachdem wir ein Stück zurückgefahren waren, setzte er seinen Weg fort und wir konnten am Wasserloch beobachten, wie er in aller Seelenruhe seine Morgentoillete erledigte, aus dem Wasserloch trank, Gras fraß und seine Stoßzähne an einem Baum reinigte.
Kurz darauf folgte ein weiteres Highlight. Von anderen Parkbesuchern wurden wir auf ein Rudel Löwen aufmerksam gemacht, das nicht weit von uns direkt an einer Straße liegen sollte. Tatsächlich war die Stelle leicht zu finden und nur einen Meter neben der Straße lagen vier Löwen faul und träge im Gras, gähnten und dösten und ließen sich auch von unserem Auto nicht aus der Ruhe bringen. Möglicherweise lag eine Antilope noch schwer im Magen.

Soviel von dieser ereignisreichen Reise. Ich hoffe, ihr habt trotz der Länge durchgehalten. Die Erlebnisse dort waren schwer in wenige Worte zu fassen.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Haialarm Teil 2

Letzten Samstag zog es uns erneut hinaus zum Surferstrand nach Muizenberg, wo wir uns nochmal auf dem Brett probieren wollten. Voller Vorfreude starteten wir bei sonnigem und warmem Wetter von Kapstadt aus und hofften auf anständige Wellen. Als wir jedoch auf die Strandpromenade einbogen, folgte die Ernüchterung. Kein Surfer im Wasser und am Mast flatterte die Haifahne. Die Flaggenspannbreite reicht von Grün (= kein Hai), Schwarz (= schlechte Sicht für den Haispoter), Rot (= Hai in den letzten zwei Stunden gesehen) bis zur Haiflagge, die aus einem schwarzem Hai auf weißem Grund besteht. Nachdem wir also uns nun also erstmal nicht in die Fluten stürzen konnten, beschlossen wir, dem Haispoter auf dem Berg einen kleinen Besuch abzustatten und von oben vielleicht auch einen Blick auf den Jäger zu erhaschen. Zwei Beobachter, mit speziellen Sonnenbrillen, mit denen man die Schattierungen unter Wasser besser wahrnehmen kann, ausgestattet und über Funk mit dem Strand verbunden verbringen dort ihre Zeit mit der Beobachtung des Wassers. Sie informierten uns, dass zwei Haie gesichtet worden seien und sich diese nun wieder in Richtung einer anderen Bucht aufgemacht hätten. Nach einer Viertelstunde konnten sie daher Entwarnung geben und am Strand konnte die rote Flagge gehisst werden. Nicht ohne die beiden darauf hingewiesen zu haben, uns im Fall der Fälle rechtzeitig zu warnen, machten wir uns auf den Weg zum Surfboardverleih und ließen uns mit Equipment ausstatten.



Etwa eine Stunden waren wir im Wasser auf der Suche nach der perfekten Welle. Plötzlich heulten am Strand Sirenen auf und die rote Flagge wurde erneut eingeholt. Untrügliche Zeichen, dass der Hai sich wieder auf dem Weg in unsere Bucht war. Daher hieß es, möglichst mit der nächsten Welle zurück zum Strand zu reiten. Das Ganze lief allerdings recht entspannt und in geordneten Bahnen ab und keinesfalls, wie man es vielleicht aus "Der weiße Hai" in Erinnerung hat, mit Panik im Wasser und am Strand. Schließlich wurde auch keine Person vermisst. Hollywood ist halt ein bißchen dramatischer als die Wirklichkeit. Eine handvoll Surfer ließ sich aber selbst von dem Alarm nicht beeindrucken und blieb weiterhin draußen im Wasser. Ob lebensmüde oder adrenalinsüchtig ließ sich für mich nicht beurteilen.

Jedenfalls saßen wir erstmal am Strand und ärgerten uns ein bißchen, dass der Hai uns unsere Surfstunde vermiest hatte. Als Entschädigung gönnten wir uns gerade ein Eis, als Entwarnung gegeben wurde und die rote Flagge wieder im Wind wehte. Alle Surfer gingen also wieder ins Wasser, und so folgten wir nach unserem Eis, um für eine weitere Stunde ohne störende Jäger die Wellen zu genießen und vom Brett zu fallen.

Der Südafrikaner an sich ist das Gegenteil eines Vegetariers und isst für sein Leben gerne Fleisch. Das gilt zumindest für die Bevölkerungsschichten, die es sich leisten können. Fleisch ist, im Vergleich zu Deutschland, auch nicht sehr teuer und auf unserer Terrasse im Guesthouse steht der Grill immer bereit für einen Braai (afrikans für Barbecue). Vor ein paar Wochen waren wir auf einer Charity-Halloweenparty, deren Erlös Townshipkindern zu Gute kommen sollte. Um die Einnahmen zu steigern, wurde auch eine Tombola veranstaltet und Lose verkauft. Normalerweise nehme ich selten an so etwas teil, aber die beiden Models, die die Lose verkauften, nötigten uns geradezu, jeweils ein paar davon zu erwerben. Obwohl ich nur zwei Stück hatte, war mir die Losfee an diesem Abend hold und ich gewann einen Fleischgutschein für 500 Rand bei einem lokalen Fleischer, der diesen Gewinn zur Verfügung gestellt hatte. Ein paar Tage später fuhren wir bei ihm vorbei und bekamen dann über 10 kg Fleisch ausgehändigt. Es brauchte mehr als zwei Grillabende mit dem ganzen Haus, um diese Menge zu verputzen.