Mittwoch, 18. November 2009

Vor Wupperthal stecken geblieben



Nachtrag zum afrikanischen Grillteller: Zu meiner Speisekarte kann ich nun auch Zebra und Impala hinzufügen.
Nach über einer Woche durchwachsenem Wetter ist es nun endlich wieder sommerlicher geworden. Das gab uns am Wochenende die Gelegenheit, Kapstadt einmal zu verlassen und in die 200 km weiter nördlich gelegenen Cederberge zu fahren. Mit genug Grillfleisch und Weinflaschen ausgestattet, machten wir uns zu viert auf in eine wenig besiedelte und schlecht erschlossene, dafür aber landschaftlich umso reizvollere Region, in der man hauptsächlich wunderschöne Wanderungen unternehmen kann. Quartier nahmen wir in einem Achtbettzimmer im Backpackerhostel für gerade einmal 7 Euro, in dem der Besitzer scheinbar selbst jeden Abend mit seinen Gästen an der Theke verbringt.

Nachdem wir Sack und Pack dort einmal abgestellt hatten, fuhren wir weiter nach Glenwilliam zum „Sevilla Rock Art Trail“. Wie der Name bereits vermuten lässt, kam hier der Kunstliebhaber ganz auf seine Kosten. Besser gesagt, der archäologische Kunstliebhaber, denn der Weg führt in mehreren Stationen zu Felszeichnungen und Höhlenmalereien, die die San, frühe Bewohner des Kaps, der Nachwelt hinterlassen haben. Insgesamt wahrscheinlich nur aufgrund ihres Alters spektakulär und man kann sich nie sicher sein, ob die heutige Touristenindustrie nicht mit etwas Farbe die Kunstwerke vor dem Verblassen rettet. Da wir den nur 4 km langen Weg und sämtliche Malereien relativ schnell bewältigt hatten, beschlossen wir danach, nach Wupperthal zu fahren. Jawoll, richtig gelesen! In Südafrika befindet sich eine kleine Ortschaft namens Wupperthal, die sogar 99 Jahre älter als ihr Namensvetter in Deutschland ist. Im 19. Jahrhundert machten sich zwei Missionare aus dem Bergischen Land auf den Weg an’s Kap und fanden im Landesinneren ein Tal vor, das sie stark an ihre Heimat erinnerte. Ein passender Name war also gefunden, und das lange bevor in Deutschland die Stadt Wuppertal aus dem Zusammenschluss von Barmen und Elberfeld entstand. Heute besteht die Siedlung noch aus einer Anzahl typischer reetgedeckter Häuser und hat 4.000 Einwohner, die hauptsächlich traditionelle Feldschuhe und Rooibostee herstellen
Allerdings scheint auch sonst die Zeit in diesem Tal stehengeblieben zu sein, denn die Straßen sind wohl eher mit dem Ochsenkarren zu befahren und verdienen teilweise ihre Bezeichnung nicht. Gerade die Cederberge sind eine Region, in der man ohne Jeep oft nur mit größten Schwierigkeiten vorankommt. Und so quälten wir uns und unseren Hyundai Atos mit gutem Willen über Buckelpisten, auf denen man oft nur 30 km/h fahren konnte über mehrere Kilometer und einen Pass in Richtung Wupperthal. Doch nachdem knapp 20 km vor dem Ziel die Landschaft noch einsamer und die Straße noch schlechter wurde, beschlossen wir (vor allem ich) schweren Herzens, doch auf die Tortur zu verzichten und die Rückreise vor dem Dunkelwerden anzutreten. Ein weiterer Grund zumindest für mich, noch einmal nach Südafrika zurückzukehren.

Am Sonntag dann quälten wir uns erneut durch schlechte Straßen zum Ausgangspunkt einer Wanderung. Die Cederberge sind ein echtes Wanderparadies. Von den Pässen hat man grandiose Aussichten und bizarre Steinformationen, die im Laufe der Jahre von Wind und Wetter geformt wurden, machen einen Ausflug zu Genuss für die Augen. Eines der bekanntesten Gebilde ist dabei das Malteser Kreuz, ein ca. 15 Meter hoher Fels in Gestalt eines Kreuzes, der recht einsam in der Landschaft steht. Dieser war Ziel und zugleich Belohnung einer sehr schönen fünfstündigen Wanderung. Anschließend ging es wieder zurück nach Kapstadt und man kann unserem kleinen Atos nur dazu beglückwünschen, dass er ohne in sämtliche Einzelteile zu zerfallen den Ausflug überlebt hat.

Dienstag, 17. November 2009

Safari und afrikanischer Grillteller

Ein kleiner Nachtrag zum letzten Blog und Bestätigung des Sprichworts, dass man den Teufel nicht an die Wand malen sollte: Jetzt bin ich doch noch Opfer eines Diebstahls geworden. Während ich bei Freunden zu Besuch war, wurde die Scheibe meines Wagens eingeschlagen und sowohl mein Rucksack als auch meine gerade gemachten Einkäufe entwendet. Glücklicherweise befanden sich keine wichtigen oder wertvollen Gegenstände darunter, so dass sich der Täter zumindest geärgert haben muss. Wenigstens erfreut sich aber nun eine Townshipfamilie an Nutella und einem ganzen Netz Orangen. Als ich am folgenden Tag zur Werkstatt fuhr konnte ich zudem anhand der Vielzahl der dort stehenden Wagen feststellen, dies ich nicht der Einzige Kapstädter war, dem so ein Malheur passiert ist. Einige aus meinem Haus waren aufgrund dieser Geschichte auch wieder etwas beunruhigt, aber meiner Meinung nach würde ich auch eine Erfahrung missen, wenn ich nach drei Monaten ohne irgendwelche Vorkommnisse aus Afrika wieder abreisen würde.

Ansonsten reise ich weiterhin viel herum oder liege bei gutem Wetter (was wir allerdings seit einer Woche nicht mehr haben) am Strand. Nach unserer Surfstunde neulich fuhren wir dazu nach Nordhoek, einem traumhaften Strand wenige Kilometer östlich von Kapstadt. Der Sand war unglaublich weiß und erstreckte sich über eine lange Strecke und das Meer war so türkisfarben, wie man es sich sonst nur in der Karibik vorstellt. Kurz nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten, tauchte dann auch noch vor der Küste ein Wal auf und vollführte mehrere tollkühne Sprünge. Mit Sonne vollgetankt machten wir uns später auf den Heimweg und konnten dabei zum ersten Mal über den Cheapman’s Peak Drive, der schönsten und spektakulärsten Küstenstraße Südafrikas fahren, der bis dahin gesperrt gewesen war. Leider hatte ich keine Kamera dabei, werde aber demnächst bestimmt nochmal vorbeifahren und tolle Bilder schießen können.

Samstag vor einer Woche stand dann eine typische afrikanische Tour an – Safari. Zwei Stunden von Kapstadt entfernt gibt es mehrere Reservate, wo die Tiere zwar auch eingezäunt, aber in einem relativ großen Gebiet leben, so dass sie ihre natürliche Lebensweise führen und gleichzeitig von Touristen besichtigt werden können. In einem Jeep ging es mit unserem Führer für zweieinhalb Stunden durch die Gegend, immer Ausschau haltend nach Tieren. Die Löwen, die ein eigenes Gehege hatten, waren leider nur aus relativ weiter Entfernung zu sehen, da unser Führer nicht sicher war, wo das dritte Tiere sich versteckte und Löwen gerne mal einen Jeep voller Menschenfleisch angreifen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Daneben sahen wir Giraffen, Zebras, Springböcke, Bullen, Strauße und Kudus. Sehr viel näher als an die Löwen konnten wir hingegen an die Geparden ran, da diese relativ friedlich reagieren und keine Menschen angreifen, da wir zu groß sind und nicht mehr in ihr Beuteschema passen. Vergesst nicht die Fotos von diesem Trip in der Galerie anzuschauen.

Dieses Wochenende generell war ein sehr „tierreiches“, denn aufgrund des Dauerregens besuchten wir am Sonntag das Two-Oceans-Aquarium in Kapstadt. Neben allerlei Meeresgetier und Fischen war das wohl Interessanteste ein großes Becken, in dem mehrere Haie, Schildkröten und Rochen schwammen. Um das Becken konnte man in einem Tunnel herumgehen, so dass man die Haie ca. einen halben Meter an sich vorbeischwimmen sah. Entgegen allen Vorurteilen sind allerdings nur 40 der rund 180 Haiarten gefährlich für den Menschen und die dort gehaltenen Artgenossen zählen nicht zu den Menschenfressern. Daher konnten wir auch bei der Haifütterung beobachten, wie zwei Taucher in das Bassin stiegen und vom Grund aus die Haie, Schildkröten und Rochen fütterten, während ein Aquariumsmitarbeiter interessante Details über die Tiere erzählte. Ein erstaunlicher Fakt war unter anderem, dass pro Jahr lediglich ca. 9 Menschen durch Haie getötet werden, aber bereits rund 500 durch defekte Toaster! Angeboten wurde den Besuchern auch, demnächst einmal mit den Tauchern in das Becken zu steigen, aber leider ist dafür ein Tauchschein vonnöten.
So viele Tiere zu sehen macht natürlich hungrig. Abends ging es daher in ein afrikanisches Restaurant, wo ich von einer Art afrikanischen Grillteller Krokodil, Springbock, Kudu und Strauß probieren konnte.

Freitag, 6. November 2009

Haialarm, Linksverkehr und andere Gefahren

Eines der gängisten Vorurteile über Südafrika ist die hohe Kriminalität. In der Tat weisen die Statistiken überdurchschnittlich viele Morde und Raubüberfälle auf, so dass man den Eindruck gewinnen könnte, Südafrika wäre für Touristen und Einheimische ein gefährliches Pflaster. Nach meinen Eindrücken muss dies aber relativiert werden und man kann sich durchaus noch auf die Straße trauen. Ursache der Gewalt sind sicherlich die noch immer gravierenden sozialen Unterschiede. In den Townships liegt die Arbeitslosenquote im Schnitt bei über 20 %. Viele Menschen aus dem ganzen Land und aus viel ärmeren Nachbarstaaten wie Simbabwe kommen nach Kapstadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben und einen Job, oft zum Unwillen der bereits hier lebenden unteren Bevölkerungsschichten. Als Folge brachen Anfang des Jahres in Johannesburg Unruhen aus, die sich gegen die Neuankömmlinge als Konkurrenten richteten und es in die Medien in Deutschland schafften. Ohne Arbeit und soziale Absicherungen bleibt das Bestehlen eines Touristen für Manchen die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Der Großteil der Straftaten wird aber in den Townships begangen, die von Gangs beherrscht werden und wo die Polizei sich längst nicht mehr hineintraut. Im Gegensatz dazu werden interessanterweise in Deutschland wesentlich mehr Einbrüche verzeichnet als in Südafrika. Allerdings sind hier die Häuser in den wohlhabenden Gegenden nicht nur mit Alarmanlagen, sondern auch zum Teil mit Stacheldraht oder elektrisch geladenen Zäunen gesichert. Zudem werden private Sicherheitfirmen engagiert, die im Notfall schnell zur Stelle sein können, da der staatlichen Polizei nicht viel Vertrauen entgegengebracht wird. Dies mag sich für europäische Verhältnisse dramatisch anhören. Insgesamt ist man aber relativ sicher und nicht mehr gefährdet als in Städten wie London oder New York, sofern man sich an gewisse Regeln hält. Townships sind auf jeden Fall tabu. In der Stadt kann man sich tagsüber frei bewegen und durch den vermehrten Einsatz von Sicherheitbeamten hat die Kriminalität deutlich abgenommen. Nach Einbruch der Dunkelheit aber sollte man sich abseits von belebten Orten besser nicht mehr zu lange bewegen, sondern mit dem Auto oder Taxi fahren. Geparkt wird möglichst auf den zahlreichen bewachten Parkplätzen, wo ein Parkmarschall meist 2 bis 3 Rand für seine Dienste verlangt, und während der Fahrt hält man das Fahrzeug am besten von innen verschlossen. Insgesamt ist es natürlich ratsam, nicht allzu sehr als Tourist zu erkennen zu sein und nicht sein gesamtes Bargeld umherzutragen. Und im Fall der Fälle ist Ruhe zu bewahren und lieber etwas Geld herauszugeben, mit dem sich der Räuber schnell aus dem Staub machen wird. Aus meinem Haus ist allerdings bisher noch niemanden etwas passiert, obwohl ich schon ein paar andere Leute kennengelernt habe. Trotz allem ist aber auch dort nichts Gravierendes passiert, außer dass sie um ein paar Euro erleichtert worden sind.

Mittlerweile habe ich auch mehr Angst überfahren als ausgeraubt zu werden. Die Verkehrssituation ist schon als etwas chaotisch zu beschreiben. Öffentliche Verkehrsmittel, wie Busse oder Straßenbahnen existieren quasi nicht. Ersetzt werden sie durch zahlreiche Taxiunternehmen oder, als günstigere Variante, Minibusse. Letztere sind Vans mit 10 bis 12 Plätzen, die schon durch ihr Gehupe und lautes Ausrufen des Zielortes überall in der Stadt auf sich aufmerksam machen. Der Preis liegt bei nur 5 Rand pro Fahrt und man kann den Fahrer jederzeit zum Anhalten auffordern. Die Minibusse werden fast ausschließlich von Schwarzen benutzt, aber wenn man von fehlenden Gurten und rasanter Fahrweise absieht, ist es auch für Touristen zumindest tagsüber eine sichere Transportmöglichkeit und eine typische afrikanisches Erfahrung. Als Fußgänger hingegen hat man es auch nicht leicht in der Innenstadt. Die Ampeln zeigen geschätzte alle fünf Minuten grün und dann auch nur so kurz, dass man kaum den gegenüberliegenden Bordstein ohne Laufschritt erreichen kann. Wenn man also nicht Ewigkeiten brauchen will, muss man seine deutsche Regelkonformität schnell über Bord werfen und die Straße überqueren, sobald kein Auto in Sicht ist. Für mich an sich kein großes Problem, da ich mich schon in Frankreich in diese Verhaltensweise gewöhnt habe, allerdings war ich dort im Gegensatz zu hier wesentlich mehr davon überzeugt, dass die Autos auch im Zweifelsfalle wirklich anhalten.
Die Verkehrssituation ist auch eines der großen Probleme der WM nächstes Jahr, denn im Moment kann sich noch keiner richtig vorstellen, wie mehrere Zehntausende Fans mit Minibussen zum Stadion gebracht werden sollen. Als Tipp bleibt nur zu raten, sehr, sehr früh loszugehen.

Da man sich auf öffentliche Verkehrsmittel eher weniger verlassen kann, habe ich mir mittlerweile ein Auto gemietet. Genauer gesagt teile ich es mir mit einem Referendarskollegen. Da wir in der gleichen Kanzlei arbeiten, im selben Guesthouse wohnen und auch sonst relativ viele Sachen gemeinsam unternehmen, war dies für beide eine praktische und kostengünstige Alternative. Das Auto ist zwar ein Modell, das sich in Deutschland sicher kaum jemand kaufen würde, aber erstaunlicherweise sieht man es recht oft auf den hiesigen Straßen. Wenigstens verfügt es auch über Klimaanlage und Servolenkung. Ungewohnt war zunächst auch das Fahren an sich, denn in Südafrika herrscht Linksverkehr. Glücklicherweise handelt es sich um einen Automatikwagen, so dass ich nicht auch noch mit links schalten muss und ich habe mich auch schneller als erwartet daran gewöhnt auf der falschen Straßenseite zu fahren. Selbst dass der erste Blick nach rechts statt nach links geht und der Blinker auf der Scheibenwischerseite ist und umgekehrt, ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Vermutlich wird es mir in Deutschland erst mal wieder komisch vorkommen, auf der linken Seite zu fahren und ich setze mich, wie hier schon passiert, zunächst gedankenverloren auf den Beifahrersitz. Auch die Vorfahrtsregeln sind nicht immer ganz eindeutig und auf die Frage an unseren deutschstämmigen Autovermieter, was mit der Rechts-vor-Links-Regelung sei meinte er nur: “Sowas gibt es nicht. Dafür sind die Südafrikaner viel zu blöd.”

Das Auto ist natürlich vor allem am Wochenende praktisch für Ausflüge ins Landesinnere oder zur Fahrt zum Strand. Samstag schafften wir es nach langer Zeit endlich einmal uns im Surfen auszuprobieren, denn Südafrika gilt mit seinen zahlreichen Stränden, sonnigen Klima und guten Wind als Surferparadies. Surfen müsste ich dabei eher mit Wellenreiten übersetzen, also ohne Segel, zu dem wir surfen sagen würden. Zu fünft mieteten wir also Surfboards, Neoprenanzug und einen Surflehrer. Nach ein paar Erklärungen und Trockenübungen am Strand ging es dann hinein in die Wellen. Für’s erste Mal haben wir uns, glaube ich, ganz vernünftig angestellt, aber einfach war es nicht. Gar nicht so leicht ist es, die Welle richtig zu erwischen und dann, wenn sie einen weiter trägt, auf dem Board aufzustehen. In den eineinhalb Stunden ist es mir nur einmal richtig gelungen zu stehen und fast bis zum Strand getragen zu werden. Trotzdem war es ein riesen Spaß und wir werden demnächst versuchen, unsere Surffähigkeiten weiter auszubauen.

Eine weitere Unannehmlichkeit beim Surfen ist dabei die Präsenz von Haien in den Gewässern. Glücklicherweise ist uns versichert worden, dass seit Jahren an unserem Strand kein tödlicher Haiangriff mehr stattfand, aber alle paar Tage verirrt sich einer in die Bucht. Zwar sind Menschen entgegen allen Filmklischees keine natürliche Beute für die Meeresräuber, sondern aufgrund unserer vielen Knochen ziemlich unverdaulich. Ein Surfer, der auf seinem Brett liegt und paddelt sieht aber von unten für den etwas blinden Hai wie eine Robbe aus, so dass er in die Versuchung kommen kann, einmal zu zubeißen. Die Gefahr ist dann weniger, dass man gefressen wird, denn der Hai wird seinen Irrtum schnell bemerken, als dass man verblutet. Als Schutz gegen die Bedrohung haben sich die Südafrikaner ein besonderes System einfallen lassen. Auf einem Berg nahe der Küste sitzt ein Beobachtungsposten, der das Wasser im Auge behält. Wenn sich ein Hai der Bucht nähert, ruft er am Strand an und von dort wird mit akustischen Signalen und dem Hissen einer Haiflagge die Gefahr den Surfern signalisiert. Trotz allem wage ich mich daher noch ins Wasser und vertraue darauf, dass im Zweifelsfall einer der anderen zahlreichen Surfer, die weiter draußen als ich als Anfänger schwimmen, eine leichtere Beute für den Hai sind.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Den Wal zurück ins Meer geschoben

So langsam wird das Wetter sommerlich in Kapstadt. In den letzten Tage stiegen Temperaruren auf knapp 30 Grad. Das nützte mir im gut klimatisierten Büro zwar auch nicht viel, aber es ist schon ein Luxus, nach Feierabend kurz in den hauseigenen Pool zu springen und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Auch lässt es ich bei dem Wetter hervorragend grillen auf unserer Terasse, wobei es nur leider schon um acht Uhr stockdunkel ist. An lange und helle Sommerabende in Deutschland gewöhnt, kommt es uns dann eher vor wie 22 Uhr oder später, was dazu führt, dass die Leute relativ früh auf's Zimmer und in's Bett verschwinden.

Am Wochenende ging es dann zum ersten Mal zum Bloubergstrand, einem der angeblich schönsten Strände in Kapstadt. Schön allerdings war eigentlich nur die Aussicht, denn von dort blickt man auf die Bucht, in der die Stadt liegt und den dahinter liegenden Tafelberg. Ein durchaus beliebtes Fotomotiv und garantiert in jedem Reiseführer zu finden. Allerdings war der Strand an sich weniger schön, da vor allem recht dreckig und ein vor weniger Wochen vor der Küste gestrandeter Tanker trübte die Aussicht obendrein. Lohnend soll von dort aber ein Sonnenuntergang sein, weshalb wir wohl später nochmal zurückkommen werden.

Am Samstag stand der Sport in Kapstadt im Focus. Das Pokalhalbfinale im Rugby wurde ausgetragen und im Newlandstadium traf Western Providence auf die Blue Bulls. Rugby zählt zu den populärsten Sportarten des Landes und nur mit Glück gelang es uns, noch Karten für das fast ausverkaufte Spiel zu bekommen. Kannte ich das Stadion schon von unserem Fußballspielbesuch, so bot sich von den Zuschauern her doch eine ganz andere Atmosphäre. Rugby und Cricket sind, im Gegensatz zum Fußball, die Sportarten der weißen Bevölkerung und so war die Verteilung mit ca. 95 % genau entgegengesetzt im Vergleich zum letzten Match. Vom Gefühl, der Stimmung, Schlachtrufen und Gesängen her war es also nicht so afrikanisch, sondern eher mit europäischen Stadien zu vergleichen. Allerdings wird man zumindest in Deutschland wohl kein Rugbyspiel mit 50.000 Zuschauern erleben können. Das Spiel selber war, sofern ich das beurteilen kann, ganz ordentlich und interessant anzuschauen. Leider sind die Regeln nicht ganz so einfach und oftmals habe ich mich gefragt, warum die Entscheidung so getroffen wurden. Vielleicht sollte ich mich da demnächst nochmal schlauer machen. Nachdem die Blue Bulls schon relativ deutlich in Führung lagen, konnte die Heimmannschaft doch noch mal mit einem try (=touchdown) in Führung gehen und das Stadion brodelte. Leider schlugen die favorisierten Bulls noch einmal zurück, so dass die meisten Zuschauer eher enttäuscht nach Hause gingen.
Am Sonntag fuhren wir dann bei schönstem Wetter mit einer neunköpfigen Gruppe nach Hermanus zum Whalewatching. An einer malerischen Straße entlang der Küste ging es Richtung Osten ins ca. 150 km entfernte Mekka der Wale. Zwischen April und Oktober bewegen sich die Tiere in unmittelbarer Küstennähe, bevor sie in den wärmeren Monaten in den Weiten des Ozeans verschwinden. Mit etwas Glück kann man sie am Kap der guten Hoffnung oder an anderen Orten zu Gesicht bekommen, aber es gibt wohl keinen besseren Platz zum Beobachten wir Hermanus. Das Städtchen ist klein und war lange Zeit unbekannt, bis vor wenigen Jahren das Tourismuspotential des Whalewatching entdeckt und genutzt wurde. Seitdem läuft ein professioneller whalecryer mit einer Art Horn an der Küste entlang und weist durch seine verschiedenen Töne und Laute darauf hin, wo ein Wal gesichtet worden ist. Am Sonntag konnte sich sein Arbeitspensum jedoch in Grenzen halten, denn eine Vielzahl von Walen befand sich in unmittelbarer Nähe und man sah sie sofort, ohne großartig warten oder suchen zu müssen. Die Tiere dümpelten zu zweit oder dritt ca. bis zu 50 m von der Küste entfernt, fast so, als ob sie für die Touristen eigens dort hinbestellt worden wären. Vielleicht beobachten sie ja auch die Menschen und wundern sich, wie diese mit Kamera und Fernglas in großer Zahl auf jede noch so kleine Bewegung von ihnen reagieren. Ab und zu konnte man auch in der Ferne einen Wal herausspringen und mit großem Platschen wieder ins Meer eintauchen sehen.

Nachdem wir genug Wale gesehen hatten, ging es für uns noch nach einem kleinen Zwischenstopp am Strand nach Hause zurück, diesmal eine andere Strecke über zwei Bergpässe mit bezaubernden afrikanischen Landschaften in der untergehenden Sonne.

Freitag, 16. Oktober 2009

♪♪am Kap der guten Hoffnung probieren wir's nochmal..♪♪

So, die WM-Quali ist geschafft und dem Titelgewinn nächstes Jahr steht nun nichts mehr im Wege. Dazu ein passendes Foto aus dem Gastgeberland:
Der deutsche Fanclub Kapstadt konnte standesgemäß im Paulaner Bräuhaus mit heimischen Getränken auf den Sieg in Moskau anstoßen. Diese Lokalität erfreut sich nicht nur bei den zahlreichen Deutschen, sondern auch bei Japanern hier bester Beliebtheit. Und in den nächsten zwei Wochen findet dort sogar ein Oktoberfest statt. Kulturexport aus Germany at it's best!
Dabei ist das südafrikanische Bier auch gar nicht so übel. Zumindest habe ich, vor allem in Frankreich, schon schlechtere getrunken. Der Favorit ist allerdings eindeutig ein Bier aus Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird. Im Flugzeug schwärmte mir auch bereits ein Kanadier davon vor und ich war etwas überrascht, dass es dieses älteste, noch gültige deutsche Gesetz in den englischen Sprachgebrauch geschafft hat.

Neben der kulinarischen Traditionspflege boten sich die letzten Tage natürlich auch wieder zu Ausflügen an. So besuchten wir unter anderem das Hottentots Holland Nature Reserve, einem Schutzgebiet ca. eine Stunde von Kapstadt, in dem Antilopen, Springböcke und Leoparden leben. Von den großen Tieren bekamen wir zwar leider nichts zu sehen, dafür war die Wanderung durch recht einsame Landschaften trotzdem sehr schön. Auf der Rückfahrt nahmen wir einen kleinen Umweg und befuhren den Franshoekpass, der einen tollen Ausblick auf die Weintäler Stellenbosch und Franshoek bot.


Der nächste Tag führte mich zu einem der interessantesten Orte in Kapstadt - besser gesagt vor der Küste der Stadt - nämlich auf die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island. Zunächst als Rückzugsmöglichkeit für die ersten Siedler vor den aufbegehrenden einheimischen Stämmen willkommen, wurde das dreißig Schiffsminuten von Hafen entfernte Eiland später als Kranken- und Isolierstation für Lebrakranke genutzt. Berühmt-berüchtigt wurde es aber erst mit dem Bau eines Gefängnisses und zur Zeit der Apartheid, als alle bedeutenden Führer der Widerstandsbewegung, darunter Nelson Mandela, hier einsaßen. Teilwiese beinhaltete Robben Island mehrere Tausende Häftlinge, ein großer Teil politischer Art. Die anfänglich sehr harten Bedingungen mit täglicher Arbeit im Steinbruch, Überbelegung der Zellen und schlechtem Essen konnten durch Hungerstreiks und andere Methoden nach und nach etwas verbessert werden. Isolation und Sanktionen der Staatengemeinschaft und die immer stärker werdenden internationalen Proteste gegen das Apartheidsregime führten schließlich 1990 die Wende herbei. Staatspräsident de Klerk hob das Verbot der schwarzen Parteien ANC und PAC auf und kündigte Verhandlungen über eine neue Verfassung an. Nach 27 Jahren konnte Mandela das Gefängnis auf Robben Island verlassen. Ein Jahr später wurden die Rassengesetze von 1948 aufgehoben, die Schwarzen und Farbigen das Wahlrecht entzogen und sie massiv unterdrückt hatten. Mandela, der kurz darauf Präsident wurde, und de Klerk erhielten später den Friedensnobelpreis. Heute ist Südafrika, trotz noch großer Probleme, als eine moderne Demokratie und eines der liberalsten Länder Afrikas zu bezeichnen.

Robben Island ist heute eine Museums-, Versöhnungs und Dokumentationsstätte. Die Führungen werden übrigens von ehemaligen Gefangenen durchgeführt, was das Ganze noch authentischer macht.
Sonntag ging es gleich weiter zum nächsten klassischen Highlight eines Südafrikaaufenthalts: zum Kap der guten Hoffnung. Auch Kap der Stürme genannt, machte es seinem Namen an diesem Tag alle Ehre. Den Seefahrern ringt es seit jeher Respekt ab und zahlreiche Mythen werden von ihm erzählt. Unter anderem die Geschichte vom fliegenden Holländer. Kapitän Hendrik von der Decken schwor 1641 in schwerer Seenot, die Umrundung notfalls bis zum Jüngsten Tag fortzusetzen und war Ursprung dieser Erzählung. Seinen heutigen offiziellen Namen hat die Halbinsel vom portugiesischen König Joao, der nach der Entdeckung durch Bartolomeu Diaz hoffnungsfroh in Cabo de Boa Esperanca umtaufte. Nicht ganz geklärt ist allerdings, ob man dort die Grenze zwischen Atlantik und Indischen Ozean anzusetzen hat. Der südlichste Punkt Afrikas liegt nämlich unstreitig noch einige hundert Kilometer weiter östlich, weshalb beide Orte, natürlich auch aus prestigeträchtigen und touristischen Gründen diese Stellung für sich beanspruchen. Zumindest kann man das Kap unbestritten als südöstlichsten Punkt Afrikas bezeichnen.

Im dort eingerichteten Nationalpark gibt es ebenfalls eine Vielzahl seltener Pflanzenarten und freilebende Tiere wie Strauße und Affen. Letztere haben sich ganz besonders an die zahlreichen Touristen angepasst und jegliche Scheu vor Menschen verloren. Natürlich wissen sie auch um mancherlei Lunchpaket und klauen daher durchaus frech etwas aus Rucksäcken oder gar aus der Hand. So auch beinahe einem meiner Mitreisenden. Als er gerade dabei war, ein Sandwich zu verspeisen, näherte sich von hinten ein Affe. Natürlich sprangen wir erst einmal alle auf. Der Affe aber ließ nicht locker und näherte sich Tobias. Als dieser ein paar Schritte weglief, folgte das Tier ihm völlig hemmungslos und bestimmt, so als wollte er ihn ausrauben. Das Ganze endete damit, dass Tobias, immer noch verfolgt von dem Affen, über den gesamten Parkplatz flüchtete und ihn erst in einem Souvenirgeschäft die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. Wir anderen haben uns natürlich köstlich amüsiert. Leider war keiner mit der Kamera schnell genug bei der Hand.

Auf dem Rückweg machten dann noch Halt an einer Pinguinkolonie. Zwar fand ich diese nicht sehr interessant und lohnenswert, konnte dafür aber dieses markante Schild fotografieren:


Donnerstag, 15. Oktober 2009

Afrikanische Fußballbegeisterung

Hallo zusammen,
zweieinhalb Wochen ist es erst her, dass ich hier in Kapstadt angekommen bin.
Trotzdem kommt es mir vor, als wäre es schon eine halbe Ewigkeit und ich habe bisher noch keinen einzigen Tag bereut. Der Eindruck mag daher kommen, dass ich in diesen ersten Tagen schon unglaublich viel gesehen und unternommen habe, wie man es sonst wohl in ganzen Urlauben nicht schafft.

Kapstadt rühmt sich zurecht, eine der schönsten Städte der Welt zu sein. Es sind weniger die Gebäude, die in europäischen Metropolen wie Paris, Berlin oder Rom sicherlich beeindruckender sind, als vielmehr die Lage und die Gegensätzlichkeit von Küste und Bergregion. Von überall aus der Stadt ist stets der mächtige Tafelberg, oft an der Spitze von Wolken umhüllt, zu sehen und bietet eine imposanten Anblick. Gleichzeitig blickt man auf die grünen Hügel des Signal Hill und die Felskuppel des Lion's Head. An der Waterfront herrscht eine beschwingte, mediterrane Atmosphäre, zu der sich in der Long Street afrikanische Einflüsse gesellen.


Die Stadt ist insgesamt ein Schmelztiegel der Kulturen. Einerseits die wohl europäischte Metropole des Kontinents, bezeichnet sie sich stolz als 'mother city' von Südafrika. Hier gingen die ersten Seefahrer aus der alten Welt an Land, um einen sicheren Hafen und Zwischenstation auf dem Seeweg nach Indien zu errichten. Die ersten Siedler waren Holländer von der Ostindischen Kompanie, nachdem 1488 Bartholomäus Diaz als erstes das Kap der guten Hoffnung umrundet hatte und wenig später Vasco da Gama den Seeweg nach Indien fand. Später besetzten die Briten den strategisch wichtigen Stützpunkt. Engländer, Holländer und Franzosen besiedelten daher das Land und vermischten sich mit der einheimischen schwarzen Bevölkerung. Heute, nach dem Ende der Apartheid, bezeichnet sich Südafrika als die 'rainbow nation'.

Für die frühen Seefahrer war der Halt in Kapstadt eine gefühlte Zäsur ihrer langen Reise. Auf dem Weg nach Indien letzter Halt in der ihnen bekannten Welt, bevor es nach der Umrundung des Kaps für Monate in den fremden und rätselhaften Orient ging. Auf der Rückfahrt bedeutete der Halt, dass Fahrt und die lange Trennung von Familie und Heimat nun bald vorbei sein würde.

Die Schönheit von Kapstadt speist sich auch aus den vielen Stränden, sowie der Natur in der unmittelbaren Umgebung. Am vorletzten Wochenende konnte ich bereits einen kleinen Ausflug nach Hout Bay machen, einem kleinen Fischerhafen. Zuvor ging es an einer traumhaft schönen Küstenstraße entlang, wobei leider aber der spektakulärste Teil, der Cheapman's Peak Drive gesperrt war. Von Hout Bay nahmen wir eine Fähre zu einer kleinen vorgelagerten Insel, oder besser Felsen, auf dem sich stets mehrere Tausend Robben vergnügen. Danach ging es weiter durch die Weinbergregion Constantia, natürlich nicht ohne ein Weingut angesteuert zu haben, zum Surferstrand Muizenberg. Da auf der anderen Seite der Kaphalbinsel gelegen, wo im Gegensatz zu Kapstadt eine warme Strömung von Norden her verläuft, ist das Wasser dort ca. 5 Grad wärmer als bei mir, wo die Strömung kaltes Wasser aus der Polarregion führt und an der westafrikanischen Küste nach Norden fließt. Nach ein paar Stunden am Strand rundete ein Sonnenuntergang vom Signal Hill zurück in Kapstadt einen wunderbaren Tag ab. Am folgenden Sonntag stand eine besondere sportliche Erfahrung an. Wir fuhren ins Stadion zu meinem ersten afrikanischen Fußballspiel. Dort waren wir auch so ziemlich die einzigen Weißen, denn Fußball ist in Südafrika traditionell der Sport der ärmeren, schwarzen Bevölkerung, während die Weißen eher Rugby oder Cricket bevorzugen. Daher war das Ticket wahrscheinlich auch für unsere Verhältnisse mit ca. 2,50 Euro spottbillig, obwohl es sich um recht gute Plätze gehandelt hat. Das Spiel selber war wohl eher mittelmäßig und das Niveau nicht besonders hoch. Zudem versprang der Ball ständig auf einem Rasen, der eher für Rugby geeignet gewesen wäre. Dennoch war die Stimmung prächtig und sehr verschieden im Vergleich zu europäischen Stadien. Natürlich fehlten auch die mittlerweile berüchtigten Vuvuzelas nicht, die auch nicht so laut sind, wie sich mancher Fußballprofi neulich meinte beschweren zu müssen. Unter den tanzenden und singenden Menschen war es ein stimmungsvolles Spiel und ein schöner Vorgeschmack auf die WM nächstes Jahr. Etwas seltsam jedoch waren die Sympathien der Leute verteilt. Obwohl es ein Heimspiel für Ajax Kapstadt war, war die überwiegende Mehrheit in den Farben der Kaizer Chiefs gekleidet und entsprechend eingestellt. Zwar ist diese Mannschaft aus Johannesburg die beliebteste und erfolgreichste des Landes, aber in Deutschland würde es sehr seltsam vorkommen, wenn im Westfalenstadion oder in Hamburg mehr Bayernfans als Heimfans anwesend wären. Zudem gab es noch eine kleine Gruppe in den Farben der Pirates, die ebenfalls aus Johannesburg kommen, mit den Kaiser Chiefs verfeindet sind und daher Ajax unterstützten. Zur Freude der meisten Zuschauer endete das Spiel auch 3:0 für die Gäste.
Demnächst steht für mich ein Besuch im Rugbystadion an.

Freitag, 2. Oktober 2009

Erste Eindrücke

Hallo zusammen,
hier schreibe ich Euch nun meine ersten Eindrücke und Erlebnisse vom Kap. Nach einem langen Flug bin ich wohlbehalten am Montag abend in Kapstadt angekommen. Dort wartete allerdings bereits die erste böse Überraschung auf mich. Mit deutscher Pünktlichkeit ist es hier nicht weit her und so hatte meine Gastmutter schlicht und einfach vergessen, dass sie mich vom Flughafen abholen wollte. Etwas verloren stand ich mit dem ganzen Gepäck zunächst am Ausgang. Glücklicherweise hatte ich ihre Handynummer dabei, so dass ich wenigstens die Adresse erfahren und per Taxi mich auf den Weg zu meiner künftigen Unterkunft machen konnte.

Mein Zimmer im Guesthouse ist relativ klein und spartanisch. Dafür sind die übrigen Räume und der Garten sehr schön, so dass ich mich wohl nur zum schlafen in meine Kammer zurückziehen werde. Das Haus liegt relativ weit oben auf einem Hügel. Von der Terasse aus hat man einen wirklich spektakulären Blick über die Stadt, tagsüber über das Zentrum bis zum Meer, und abends liegt eine hell erleuchtete und glitzernde Ebene einem zu Füßen. Bereits morgens steht die Sonne so, dass man dort sein Frühstück in aller Ruhe genießen kann. Zur anderen Seite erhebt sich der Tafelberg, auf den man ebenfalls blicken kann. Im Garten daneben befindet sich der Pool, in den ich allerdings noch nicht gesprungen bin.

Die Lage des Hauses ist ebenfalls hervorragend. Es steht auf halbem Wege in Richtung Gondelstation vom Tafelberg, aber dennoch nicht allzu weit von der Innenstadt entfernt, wo auch meine Kanzlei liegt. Auf dem Bild oben im Header liegt es knapp unterhalb der Mulde, rechts vom Tafelberg. Daher sind von dort auch die Strände, die auf der anderen Seite liegen, schnell zu erreichen.

Das Guesthouse ist ein beliebtes Ziel von Deutschen, die hier für einige Monate Praktika absolvieren oder arbeiten. Daher bin ich glücklicherweise sehr schnell mit einigen in Kontakt gekommen, auch wenn es von mir aus ruhig ein wenig internationaler zugehen könnte, vor allem um meine Englischkenntnisse zu verbessern. So bin ich allerdings bereits Dienstag in den Genuß gekommen, etwas von der Umgebung kennenzulernen. Mit vier anderen Jungs ging es mit dem Auto in die nah gelegenenen Weinregionen der Kapprovinz zur ausgedehnten Weinprobe. Südafrika ist ein klassisches Weinland. Im 17. Jahrhundert wanderten viele in Frankreich religiös verfolgte Hugenotten nach Südafrika aus bekamen Land nördlich des heutigen Kapstadt zugewiesen. Schon bald fanden sie heraus, dass sich der Boden sehr gut für den Weinanbau eignete und brachten daraufhin ihre Rebsorten und Fertigkeiten mit ins Land.
So konnten wir also Dienstag mehrere Weingüter besuchen und uns von dem Geschmack bei mehreren Proben überzeugen, wobei leider nur der Fahrer etwas zu kurz kam.

Am Mittwoch beschloss ich, mir einen ersten genaueren Eindruck vom Tafelberg zu verschaffen. Bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen machte ich mich auf den Weg zum Table Mountain National Park. Wanderwege führen zum 1073 m hohen Gipfel und durch die langsam abfallende Ebene auf der meerabgewandten Seite. Bis kurz vor dem Ziel konnte man ein wunderschönes Panorama genießen. Leider kam danach ein starker Wind auf, der zur Folge hatte, das die Bergspitze in dichte Wolken gehüllt wurde. Dieser Nebel, den die Kapstädter das "Tischtuch" des Tafelbergs nennen, ist ein häufiges Phänomen hier und eine Folge der vom Atlantik kommenden Winde, die auf das plötzlich emporhebende Steinmassiv treffen. Von der Aussichtsplattform konnte man daher leider nicht viel sehen und da es auch ziemlich kalt war, begann ich bald mit dem Abstieg.

Freitag war mein erster Tag in der Kanzlei. Bissets Boehmke McBlain gehört zu den ältesten law firms in Kapstadt und ist bereits seit 150 Jahren ansäßig. Ihr Büro befindet sich im 11. Stockwerk eines Hochhauses, zentral gelegen in der City Bowl, der Innenstadt. Allerdings gibt es leider nur einen Arbeitsplatz für Referendare, so dass man sich bei Überbesetzung die Zeit aufteilt und so nicht jeden Tag arbeiten muss. Da gestern der für uns zuständige Anwalt für längere Zeit vor Gericht musste, konnte ich mit meinem Kollegen auch schon nachmittags die Kanzlei verlassen, um einen ersten Besuch beim Strand zu machen. Wir fanden auch einen sehr schönen Abschnitt und in der Sonne ist es bereits relativ warm, so kurz nach Frühlingsanfang. Der Atlantik dagegen ist noch sehr kalt und man kann es nur kurze Zeit und mit viel Bewegung in den starken Wellen aushalten.

Soviel erstmal von meinen ersten Tagen.
Am Wochenende stehen ein Ausflug die Küste entlang und ein Besuch im Fußballstadion an. Davon berichte ich dann beim nächsten Mal.